Spielchen in Einheitsblau

Großartig. Abscheulich. In etwa dieser Bandbreite bewegen sich die Kommentare nach den olymischen Spielen in Peking. Wir schwanken zwischen Faszination, Begeisterung und Angewidertsein über sportliche Leistungen und widersprüchliche Bilder. IOC und Chinas Partei- und Staatsführung haben ganze Arbeit geleistet und eine einmalige Propagandashow inszeniert. Nicht zum ersten mal in der Geschichte, sind vor allem die Sportler dafür missbraucht worden.


Foto: „Nationalstadion“, pixelio.de

Ich möchte nur drei Beispiele bringen, die den Charackter dieser Inszenierung beschreiben.

Für mich waren es Spiele in fürchterlichem chinesisch Einheitsblau. Was haben wir eigentlich von China gesehen in den letzten zwei Wochen? Da huschte mal eine chinesische Mauer an der Radstrecke ins Bild oder ein Teehaus an der Ruderregattastrecke. Im wesentlichen waren es aber hochsterile Blueboxen mit aufgemalten bunten Ringen vor denen Sport getrieben wurde. Von Begegnungen der Jugend der Welt mit ihren Gastgebern haben wir zumindest nicht viel mitbekommen. Sie waren auch nicht wirklich erwünscht.

Nur gut, dass wir mit „Vogelnest“ ein niedliches Synonym für Pekings neues „Nationalstadion“ gefunden haben. Kein Olympiastadion, wie sie sonst gebaut wurden. Es ist ohnehin nicht der olympischen Idee gewidmet sondern der großen Sache Chinas. Erinnern wir uns kurz an die Eröffnungsfeier: Den Sportlern hatte das IOC sogar das Tragen von Armbändchen untersagt. Keine politischen Kundgebungen im Stadion, mit Ausnahme der chinesischen Regierung. Wann zuletzt haben eigentlich Soldaten im Stechschritt die olympische Fahne gehisst?

Das chinesische Fernsehen hat souveräne Bilder geliefert. Technisch perfekt und ohne Wackler. Sogar das Schnürsenkelbinden von Siegertypen in Nike-Schuhen haben wir in High Definition Television nach Hause bekommen. Mehr als ein mal. Bei einem durchschnittlichen Tausender Kontaktpreis (TKP) von 20 € und rund vier Milliarden TV-Kontakten kostet der Spot „Sprinter in Goldschuhen“ ca. 80.000.000 Euro. Nun gut, die Nebenrechnung werden sie im Reich der Mittel auch gemacht haben.

Die Olympischen Spiele 2008 waren ein besonderes Beispiel dafür, wie der Sport nicht nur als Marketing- sondern auch als Propagandainstrument eingesetzt werden kann.