Schluss mit Lustig – Ein Aufruf gegen Rechts

Seit über zwei Jahren erscheint jeden Samstag meine Kolumne „Auf dem Prüfstand“ in der Sächsischen Zeitung/Hoyerswerdaer Tageblatt. Die vom 8. Juni 2013 wird meine letzte sein.

Ich habe angekündigt, meine publizistische Tätigkeit aus Protest einzustellen. Hintergrund ist die öffentliche Diffamierung von fünf Hoyerswerdaer Musikern der Band „Immerhin“ als rechtsradikal. Sie hatten sich mit dem anti-rassistischen Lied „Führerin“ für den Contest zum Seenlandfestival beworben und waren von diesem Wettbewerb ausgeschlossen worden. Sie grenzen sich unter anderem auf Ihrer Facebookseite klar von rechtsradikalem Gedankengut ab, wie es ihnen vorgeworfen wurde: „Love Music – Hate Fascism“. Das Festival vom 5. bis 7. Juli 2013 wird von der Lausitzhalle Hoyerswerda, einem Unternehmen der Städtischen Wirtschaftsbetriebe Hoyerswerda GmbH veranstaltet. Den Oberbürgermeister der Stadt, Stefan Skora (CDU) fordere ich auf, den Vorfall zu untersuchen und personelle Konsequenzen für diesen Akt der Zensur, Intoleranz und Dummheit zu ziehen.

Kolumne von Mathias Priebe im Hoyerswerdaer Tageblatt, Sächsische Zeitung
Die Kolumne „Auf dem Prüfstand“ erscheint seit Mai 2011 immer Samstags im Hoyerswerdae Tageblatt (Sächsische Zeitung).

Hier ist meine letzte Kolumne im Wortlaut:

Schluss mit Lustig

Ein Aufruf gegen Rechts

Wenn die Familie hineingezogen wird, hört der Spaß auf! Ich schreibe heute noch einmal über die unsägliche Diffamierung von fünf unbescholtenen Musikern aus Hoyerswerda als rechtsradikal. Ich schreibe zum ersten Mal mit einer klaren Aufforderung: Herr Oberbürgermeister Stefan Skora, finden Sie den Schuldigen dieser Fehlentscheidung in ihren kommunalen Unternehmen und sorgen Sie dafür, dass er aus seiner Verantwortung entlassen wird! Wenn Sie es mit dem Wandel in dieser Stadt ernst meinen, sorgen Sie für ein konsequentes Handeln gegen Rechts! Denn wer auch immer dafür gesorgt hat, dass ein offensichtlicher Antinazi-Song aus dem Wettbewerb des Seenlandfestivals genommen wird, muss selbst ein Neonazi sein. Ist Intoleranz und Dummheit nicht exakt die Mischung, die wir hier nicht mehr brauchen? Haben wir ein Naziproblem an der Spitze kommunaler Verantwortung?

„Wir brauchen einen Führer, wir Lämmer einer ganz bestimmten Rasse.“ Das ist die Liedzeile. Ich frage Sie, welcher Nazi würde von sich selbst als kleinem Schaf sprechen? Wie dumm, rechts oder Lamm muss man sein, um das zu übersehen? Meine Kollegen von der Sächsischen Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt sollten anfangen zu recherchieren, denn es gibt in der Lausitzhalle aufrichtige Mitarbeiter, die bereit sind zu sprechen. Sie sagen mir, dass dort ein Klima der Angst herrscht. Nicht nur dort ist das so, aber das ist heute nicht mein Thema. Bei der Band „Immerhin“ aus Hoyerswerda hat sich für die Abschiebung in die braune Ecke noch niemand entschuldigt. Die Bandmitglieder haben Familien, arbeiten und wohnen in dieser Region. Zwei von ihnen sind Lehrer, mussten sich aufgrund der Facebook-Diskussion bei ihren Schulleitern und Schülern erklären. Das darf so nicht stehen bleiben. Nicht in dieser Stadt!

Meine Kolumne ist kürzer als sonst. Ich werde nicht wieder schreiben. Die Band „Immerhin“ hat eine angemessene Entschuldigung verdient. Auf Wiedersehen!

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