Kommentiert: Zu den Programmstreichungen des RBB

„Der Schwächste stirbt zuerst“, „Integration abgesagt“, „Ein bitterer Tag“, „Mehr geliebt als gehört.“ Das sind ein paar der ersten Online-Schlagzeilen, die der Rundfunk Berlin Brandenburg heute mit seiner Programmstreichliste ausgelöst hat. Die angekündigte Abschaltung von Radio Multikulti und das Aus für das ARD-Magazin Polylux werden mit Sparzwängen begründet.

Sparzwang ist die einzige Vision, die Intendantin Dagmar Reim seit der Fusion von ORB und SFB in den Sender und in die Region Berlin-Brandenburg getragen hat. Sparen ist eigentlich nicht falsch, angesichts steigender Rundfunkgebühren. Falsch ist nur, dass zwanghaft immer wieder an der Substanz des Senders – am Programm gespart wird. Multikulti hatte keine Hörer, also weg damit. Traurig genug, dass es den Programmverantwortlichen nicht gelungen ist, ein wirkliches Integrationskonzept für den Sender zu finden. Ich bin mir sicher, dem Multikultikanal werden nur wenige Feuilletonisten nachweinen. Und auch die werden Schwierigkeiten haben, sich an selbst gehörte Sendungen zu erinnern.

Das Problem liegt an anderer Stelle noch immer verborgen. Dagmar Reim hat es vor fünf Jahren versäumt, dem neuen Sender RBB eine andere Vision zu geben. Damals ist eine einmalige Chance vertan worden: Beim ohnehin notwendigen Fusions-Kassensturz hätten die zahlreichen externen Berater eine einfache Verhältnisgleichung aufmachen sollen: Wie ist das tatsächliche kostenstellenunabhängige, also objektive Verhältnis von Programmeuro zu Verwaltungseuro im Gebührenbudget des Senders? 1:2? 1:3? 1:5? Diese Zahl mutig veröffentlicht und mit einem Ziel versehen, hätte es sein müssen: Wir kehren das Verhältnis bis 2008 um! Diese Vision hätte dem damals neuen Sender eine Programmdebatte und keine Spardiskussion beschert. Verpasst. Adjeu Polylux. Doswidanja Radio Multikulti. Ihr seid nur die ersten.

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